Samstag, 7. Dezember 2024

R.I.P. Dinu Popa

Mein Bruder, der Frankfurter Buchhändler und Verleger Dinu Popa ist vorgestern Vormittag nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren gestorben. 

In Paris am 3. Oktober 1952 geboren, wuchs Popa als Displaced Person rumänischer Herkunft in München auf, bevor er nach Frankfurt am Main zog. Seit 2010 betrieb er in der Eckenheimer Landstraße 352 die Buchhandlung CAMP. Bücher & Espresso. Davor viele Jahre die Buchhandlung Buch & Billig in der Berger Straße 122, die zeitweise auch als Librairie Française diente. 

In den 2000er-Jahren präsentierte er sich außerdem in München auf meine Initiative hin wiederholt unter dem Namen 100 Tage Bücher mit einer Pop-up-Buchhandlung für vergriffene Titel aus aller Welt, für „Absurdes, Komisches und Vergessenes“ (BuchMarkt). Mit diesen Büchern handelte er auch weltweit online. 

Als Verleger veröffentlichte er im von mir übernommenen Popa Verlag unter anderem Enrique Vila-Matas („Dada aus dem Koffer – Die verkürzte Geschichte der tragbaren Literatur“, „Ein Haus für immer – Memoiren eines Bauchredners“), Cecilie Løveid („Dame mit Hermelin“), Lars Saabye Christensen („Yesterday“), „Barbie – Ihr Leben & ihre Welt“ von BillyBoy* und „Das Handbuch der Holographie – Wie mache ich Hologramme selber?“ 

Die Münchner Abendzeitung schrieb über meinen Bruder: „Die Welt ein ästhetisches Phänomen. Der Blick fällt auf Luxus und die Kunstmäßigkeit eines Gegenstands, einer Erscheinung. In dieser Welt lebt und arbeitet Dinu Popa. Die sechs Lizenz-Ausgaben, die seit 1986 jährlich in seinem Kleinverlag erscheinen, sollen exklusive Freude bereiten. Und die fängt bei der Gestaltung der durchgestylten Bände an.“ 

Das Konzept seiner Buchläden beschrieb er dagegen gegenüber dem Börsenblatt: „Es sieht aus wie in Rumänien.“ Das Zitat stammt ursprünglich von unseren Bruder Dan, der so – nicht freundlich gemeint – bei seinem ersten und einzigen Besuch der 100 Tage Bücher den Laden beschrieb. Dinu und ich münzten diesen vermeintlichen Diss offensiv um und nutzten ihn gern zur Selbstcharakterisierung.

Eine Version dieses Textes erschien online im „BuchMarkt“.
Stefan Haucks Nachruf im „Börsenblatt des deutschen Buchhandels“.
Ein paar ungeordnete Gedanken und Erinnerungen anläßlich des Todes meines Bruders Dinu Popa (nichts für Empfindsame und wahrscheinlich to much information).
Der Nachruf des Literaturagenten Markus Michalek (AVA) auf meinen Bruder.
Christel Hildebrandt, die für den Popa-Verlag Lars Saabye Christensens Roman „Yesterday“ übersetzt hat, erinnert an den Buchhändler und Verleger Dinu Popa.
(Foto: Peter Eising)

Sonntag, 3. März 2024

R.I.P. Willi Johanns

R.I.P. Willi Johanns. Einer unserer treuesten Stammkunden mit einem Faible für Bücher über Folter, Mörder und die Todesstrafe. 

Im „Spy Magazin“ habe ich ihn 2009 als „Der Sammler“ beschrieben: „Er riecht gut, nach Offizier und Gentleman und Knize Ten, trägt einen Oberlippenbart und ist auch sonst nicht von dieser Welt, entstammt vielmehr dem Kosmos Aubrey Beardsleys und der Münchner Secession. Stundenlang vermag er sich über Erstdrucke und Erotica auszulassen, sich selbst dabei sein liebster Zuhörer, und jedes Mal, wenn ich ihn durchs Akademieviertel streifen sehe und wieder ein Jahr verstrichen ist, nehme ich mir aufs Neue vor, ihn mit all seinen Schätzen und Anekdoten in einen Videopodcast zu bannen, wohl wissend, dass die Magie dann dahin wäre und er seinen Reichtum niemals mit einem Kameraobjektiv teilen würde, aber gern mit einer Zufallsbekanntschaft auf der Straße.“



Donnerstag, 28. September 2023

Was Menschen in Büchern suchen?

„Was Menschen in Büchern suchen? Irgendeine Wahrheit übers Leben, jemanden, der ihnen sagt, was richtig ist und wie LSD schmeckt. Einen Sinn. Sich selbst. Dieses Gefühl, das sie im Mai 1987 hatten. Andere kaputte Familien. Kluge Gedanken. Den neuen Büchner-Preisträger, einen Gesprächspartner, der mehr erzählt als der, den man geheiratet hat. Das Meer. Schönheit. Hohe Kunst. Unterhaltung.“

Marlene Knobloch auf Seite Drei der „Süddeutschen Zeitung“ vom 26. September 2023 in ihrem Artikel „Süchtig nach Happy End“ über den Boom von Liebesromanen.

Freitag, 2. Juni 2023

Mentoring

Markus Michalek ist zum Geschäftsführer der Schwabinger Literaturagentur AVA International befördert worden. Aus diesem Anlass hat ihn Johannes Engelke, Lektor bei Droemer Knaur, im „BuchMarkt“ porträtiert und auch Michaleks Tätigkeit bei unseren 100 Tage Bücher erwähnt. Wobei Michalek nicht nur als Verkäufer in unserer Buchhandlung gearbeitet hat, sondern auch der Hausautor war.

Freitag, 16. April 2021

Ioan Dragu: „Campania anilor 1916–1918“

Ioan Dragu: „Campania anilor 1916–1918 Drumuri de sânge. Moartea albă. Pe urmele bolșevicilor“. 

Humanitas , Bucureşti, 47 RON
100 Tage Bücher, München, 10,90 €
 
In München ab sofort Abholung oder Zustellung möglich. Sonst Versand. Demnächst auch bei Amazon, dort aber 20 €.




Mittwoch, 27. Januar 2021

Sind Bücher vermeidbarer Abfall? Für die Stadt München offenbar schon

 

Gerade in München, einer der wichtigsten Verlagsstädte, wundert einen dieses Statement schon. AWM, der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb München, dessen Erste Werksleiterin Kristina Frank (CSU) ist, die letztjährige OB-Kandidatin, plädiert dafür, keine Bücher mehr zu kaufen, sondern sie nur noch in den Stadtbüchereien auszuleihen… Als ob es der herstellende wie vertreibende Buchhandel in diesen Zeiten nicht schon pandemiebedingt schwer genug hätte. Letzten Sommer verteidigte Kommunalreferentin Frank den Einwegmüll der To-Go-Gastronomie noch mit den Bedürfnissen der Gastronomie in Corona-Zeiten und den Berührungsängsten der Gäste vor Mehrweggeschirr. 

Update: Der unglaubliche Tweet, der auch bei Branchenvertretern „Entsetzen und Unbehagen“ auslöste, ist inzwischen gelöscht worden.

Donnerstag, 30. April 2020

R.I.P. Cajo Liesenberg

Anzeige aus dem „Börsenblatt des deutschen Buchhandels“ 19/2020 vom 6. Mai.
Nachruf des „BuchMarkt“

Samstag, 22. Juni 2019

Büchernarren

Die Zeitschriften! Die Verlage! Die ganze Schriftstellerbohème! Wann immer die Rede auf Schwabing und das Univiertel kommt, landet man schnell bei der jahrhundertealten literarischen Tradition, vergisst aber gerne, dass all die Druckerschwärze nicht viel mehr als geistreicher Schmutz wäre, wenn es nicht die Leser gäbe, die Büchernarren, die all die Zeitschriften, Verlage, Schriftsteller überlebt haben und bis heute durch die Straßen geistern, Jäger des verlorenen Schatzes, die selbst dieser Tage die Antiquariate durchwühlen und lieber ihre Nase in mühsam gefundenes Papier stecken als den gleichen Content bei Google Books frei Haus abzuschöpfen.

Der Sammler
Er riecht gut, nach Offizier und Gentleman und Knize Ten, trägt einen Oberlippenbart und ist auch sonst nicht von dieser Welt, entstammt vielmehr dem Kosmos Aubrey Beardsleys und der Münchner Secession. Stundenlang vermag er sich über Erstdrucke und Erotica auszulassen, sich selbst dabei sein liebster Zuhörer, und jedes Mal, wenn ich ihn durchs Akademieviertel streifen sehe und wieder ein Jahr verstrichen ist, nehme ich mir aufs Neue vor, ihn mit all seinen Schätzen und Anekdoten in einen Videopodcast zu bannen, wohl wissend, dass die Magie dann dahin wäre und er seinen Reichtum niemals mit einem Kameraobjektiv teilen würde, aber gern mit einer Zufallsbekanntschaft auf der Straße.

Der Händler
Steht selbst in einem Museumsbuchladen, verlegt Kunstpostkarten und verliert sich nichtsdestotrotz nach Feierabend in zwielichtigen Bücherkaschemmen, entdeckt hie einen vergriffenen Bildband, dort ein exotisches Fundstück und muß sich dann ein Taxi bestellen, da er die erworbenen Schätze nicht allein tragen kann.

Der Autor
Koreanische Kunst? Deutscher Sexschund? Für ihn gibt es keine abseitigen Themen, denn Bücher haben eine vom profanen Inhalt befreite Magie. Er kauft französische Originalausgaben, ohne auch nur einen einzigen Satz verstehen zu können, liebt diese unentzifferbaren Werke aber nicht weniger, sondern würde sie sich am liebsten alle unters Kopfkissen stecken, um im Schlaf von ihnen befruchtet zu werden. Was ihn nicht davon abhält, selbst liebgewonnene Pretiosen auf dem Flohmarkt zu verscherbeln, wenn er dringend Geld braucht, um sein Handy wieder zu entsperren. Warum auch nicht, gilt es doch die Magie des Gedruckten wie ein Feuer weiterzureichen.

Dieser Text erschien zuerst in der Oktober-Ausgabe 2009 des Münchner „Spy Magazins“.

Samstag, 18. Mai 2019

Bloß keine öffentlich-rechtliche Schleichwerbung für Kitzinger – die sparsame Variante mit etwas Schwarzfolie.
„München-Mord: Leben und Sterben in Schwabing“ vom 18. Mai 2019 im ZDF.

Sonntag, 24. September 2017