Sonntag, 30. September 2007

Nachrede zum Stehrumchen

Vertilgt: Käsegebäck und Croissants von Rottenhöfer, Brezn der Hofpfisterei, Bio-Soft-Feigen, Augustiner Helles, Guinness, Apfel-Direktsaft, Mineralwasser. Nicht angerührt: Der Rotwein von Garibaldi und die harten Spirituosen. Entzückt: Talentscout Imke Arntjen aus Berlin, die André Rivals Bildband „Self- Images. 100 Women“ mit Nacktfotos von sich im Erotikregal entdeckte. Eifersüchtig: Narziss und Goldhund, die meiner Einladung nicht folgen konnten und aus der Ferne stutenbissig kommentierten, daß ich mit dem Bullterrierweibchen Phoenix herumgeschäkert habe. Enttäuscht: Blog Queen, die den Rumänisch-Sprachkurs an der Kasse wieder zurückgeben mußte, da er auf unerklärliche Weise aus der Privatbibliothek meiner Schwägerin auf eine Bücherpalette gerutscht ist. Noch enttäuschter: Ich, als der potentielle Großkunde Charles Schuhmann auftauchte und statt die Regale leerzushoppen mir seine Sammlung exklusiver Bildbände zum Kauf anbot. Bessere Kunden: Klaus vom Schumann's und Markus vom Barer 47.

Das Geheimnis unseres Shop-Konzepts

„Es sieht aus wie in Rumänien.“
Mein anderer Bruder auf die Frage eines gemeinsamen Bekannten, wie unser Laden wäre.

Untermieterin zwischen den Büchern

Zur Straße der Verkaufsraum, zum Hof die Werkstatt und auf halber Treppe die Ladenwohnung, die Räumlichkeiten unserer Buchhandlung sind ganz traditionell aufgeteilt. Um an der Miete zu sparen, haben wir das Apartment nicht angemietet, was jetzt wohl zur Folge hat, daß dieser Tage eine reizende, von vielen Männern im Kiez angehimmelte Untermieterin einziehen wird, mit der wir uns vielleicht à la Doris Day & Rock Hudson Telefon und DSL teilen, vielleicht sogar Bad und Küche...

Noch 94 Tage

Samstag, 29. September 2007

Nur noch schlafen

Eine Woche auf, die ersten Tage davon nie länger als sechs Stunden geschlafen, die letzten beiden Nächte deutlich weniger. Das heutige Stehrumchen für friends & family war schön, die Bilder geflickrt, mehr dazu, wenn ich wieder fit bin. Im Augenblick denke ich nur an SCHLAF, SCHLAF, SCHLAF, und vor allem klingelt morgen früh kein Wecker. Da es dann postwendend zum Frühschoppen auf die Wiesn geht und anschließend zum 60er-Spiel, wird der Blogbeitrag nicht vor morgen spätnachmittags kommen. Bin schon froh, wenn ich mein sonn- und feiertägliches „Petit Déjeuner Musical“ schaffe...

Ökologisch korrekt

Selbst unsere Bücher sind bio!

Nachbarn (1)

Geht's Ihr auf die Wiesn? Na, wir fahrn nach Andechs!

Vormittagssonne

Noch 95 Tage

Wir haben unser eigenes Spiegelkabinett und müssen dafür nicht auf die Wiesn.

Kartons und ihre Folgen

„Machen Sie auf oder zu?“

Hooters in der Barer Straße

Die Falschen Freunde wünschen sich für das morgige Fest eine Flasche Jack Daniel's, eine Oben-ohne-Bedienung und ein Foto von mir... Der Whiskey ist gebongt, ich lüfte auch gern das T-Shirt und zeige meine Nippel, aber wer soll bitteschön fotografieren, wo Narziss doch abtrünnig ist und in der Provinz weilt?

Modernes Antiquariat

„Haben sie auch richtige Bücher?“

Freitag, 28. September 2007

24: Die Uhr tickt

„I know what it's like to feel like it's never going to end“. Montag kommt in England die neue, sechste Staffel von „24“ auf den Markt. Und ich habe immer noch keinen Lieferanten:
„Leider ist die Internet-Seite unseres Großhändlers in England wg. Umbaumaßnahmen nicht zugänglich. Ich werde Ihre Anfrage per Mail schicken, erwarte allerdings die Antwort nicht vor dem 10.Oktober.“

Noch 96 Tage

Donnerstag, 27. September 2007

Dr. Becherovka

Halsweh, Gliederschmerzen – die Zugluft neulich und das ständige Pendeln zwischen unserem Laden und der Kaffeetankstelle vis-à-vis in leicht bekleidetem Zustand zeitigt erste Folgen. Kurt Nane Jürgensen kurierte kleine medizinische Unpäßlichkeiten auf die Flensburger Art: Mit einer Pulle Rum ins Bett legen, bis am nächsten Tag die Flasche leer und der Leib gesund ist. Mangels Rum brauche ich die Becherovka-Vorräte von meinen letzten Prag-Visiten auf.

(Foto: PFinger/flickr)

Let's party!

Die erste Woche ist fast schon überstanden, und nach einem Wechselbad aus Gründerenthusiasmus, Zweifeln, Ängsten und widderlicher Sturheit bin ich im Buchladen inzwischen bestens drauf. Vor Ladenöffnung liege ich matt und unausgeschlafen im Bett und kämpfe um jede Minute in der Horizontalen, nach Ladenschluß ist ein heißes Bad die einzige Möglichkeit, meinen geschundenen Körper zur Ruhe zu bringen. Von meinem Knie ganz zu schweigen. Aber dazwischen laufe ich zur Höchstform auf. Zumal ich unter den Kinderbüchern einen meiner Lieblingstitel gefunden habe, Hans Baumanns „Ich zog mit Hannibal“. Ganz zu schweigen von einigen Neuentdeckungen unter den Bilderbüchern, die meine liebsten Kleinen sicherlich begeistern würden. Nur plagt mich jetzt eine Frage ganz besonders: Wie halten es Konditoren, Eismacher, Karussell- und Ponyhofbesitzer mit ihren Patenkindern und jüngsten Verwandten? Wenn mich die Zwerge mal im Laden besuchen und die Bücherberge entdecken, können sie doch nur überdrehen... Vielleicht erleben wir übermorgen die Probe aufs Exempel? Nachdem mein Bruder Dinu aus Frankfurt zu meiner Unterstützung kommt, ist das der ideale Tag für einen kleinen Festtag. Es wird den ganzen Tag über ein bißchen zu trinken geben, wir werden Bücher verkaufen und zwischendurch feiern, und da ich nicht allein im Laden stehe, kann auch immer wieder einer von uns mit ein paar Freunden ins Barer 61 gegenüber verschwinden.

Mittwoch, 26. September 2007

Noch 98 Tage

Dienstag, 25. September 2007

Smoke

Man muß es nicht gleich an Auggie Wren's Brooklyn Cigar Store messen, aber die Vorstellung, neben all den Büchern auch eine Handvoll Zigarettenmarken, Drehtabak, Zigarren und Pfeifentabak anzubieten, war für uns von Anfang an selbstverständlich. Das 61er besitzt keinen Automaten und würde uns laufend Kundschaft über die Straße schicken, ich könnte mit illegal importierten Gitanes Maïs handeln und unser Schaufenster würde entweder ein italienisches oder französisches Drogenhändlerschild zieren. Die Nachschubfrage ist auch schon geklärt: Lekkerland hat uns einfach kommentarlos die Bestellkataloge zugeschickt, die Konkurrenz von Tabacon kam dagegen heute persönlich vorbei. Aber jetzt nach den ersten beiden Geschäftstagen kommt uns die Vorstellung, auch noch mit Fluppen zu handeln, eher als Irrlehre vor, als Ablenkung vom Wesentlichen, als sich schnell verflüchtende Schwaden ohne Sinn und Verstand.

(Foto: hulk4598/flickr – hm, ist das jetzt noch eine nichtgewerbliche Nutzung im Sinne der Creative-Commons-Richtlinien?)

Noch 99 Tage

Burda bleibt im Spiel

Wer gemeint hat, daß mir in diesem Blog nichts zu Burda einfällt, lag daneben. Denn unter den vielen Büchern, die wir anbieten, ist auch die Festschrift „Hubert Burda – Kunst und Medien“. Die sich am ersten Tag zwar noch nicht verkauft hat, aber für reges Echo sorgte. Als einer vom Barer 61 das Buch entdeckt, behauptet er gleich, Burdas Tochter wäre Stammgast im 61er, wobei ich mir unsicher bin, ob er die recht junge Tochter Elisabeth meint oder die Schwiegertochter Kathrin Burda-Stengel? Und dann stellt sich heraus, daß die Fotografin des Buchcovers wiederum auch eine Tochter hat, die über unserer Buchhandlung in der Barer 80 wohnt...

Gema maßgeschneidert für den Spamfilter

Mails mit einem Attachment, einer mir unbekannten Absenderangabe und ohne Betreff landen normalerweise ungelesen im Papierkorb. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, es könnte wichtig sein, und tatsächlich verbargen sich dahinter die angeforderten Unterlagen zur Gema-Anmeldung, damit wir in unserem Buchladen auch Musik spielen können.

Schweres Spiel um Agent Bauer

Modernes Antiquariat, skurrile Sammlerstücke, außergewöhnliche Fundstücke, ausgewählte Novitäten und das eine oder andere aktuelle Highlight wie die sechste Staffel von „24“. Meiner Meinung nach war die englische DVD-Box für November angekündigt, ausreichend Zeit, mich damit für den Laden einzudecken. Doch nun entdecke ich zufällig, daß sie in Großbritannien Season Six bereits nächste Woche, am 1. Oktober ausliefern werden. 52 Euro will amazon.co.uk dafür, 77,99 Euro Amazon Deutschland. Für einen guten Preis dazwischen hätte ich sie gern in meinem Laden angeboten. Aber das ist nicht so einfach. Ich weiß nicht, ob Ihr schon einmal probiert habt, die Mailanschrift, Faxnummer oder gar Durchwahl eines englischen oder amerikanischen Journalisten zu bekommen. Die scheinen irgendwie alle streng geheim zu sein. Nicht viel einfacher ist es, wenn man jemanden nicht etwa mit Pressemitteilungen behelligen, sondern einfach nur etwas gegen gutes Geld bestellen will. Meine Online-Recherche hat nur eine Reihe ungültiger Mail- oder Faxkontakte der britschen Fox Home Entertainment Filiale erbracht. Und meine Anfrage an Fox Deutschland wurde schlichtwegs ignoriert, obwohl die sich sonst weiß Gott wie anstellen, wenn sie mich als Journalist für einen ihrer Filme ködern wollen. Aber wenn man ihr Produkt kaufen will, ist man irgendwie der letzte Depp. Klar, die deutsche DVD soll erst nach der Fernsehausstrahlung bei Pro Sieben im Markt lanciert werden. Aber wenn Amazon Deutschland damit schachern darf, sollte man es uns kleinen Händlern auch ermöglichen. Das nächste Mal lese ich meine Mails, bevor ich blogge. Die Fox hat reagiert, wenn auch mit der Feststellung, daß sie „momentan keine Neukunden mehr aufnehmen können. Bedingt durch die Struktur unseres Unternehmens und die damit verbundene Auslastung, ist es uns leider nicht möglich, Sie direkt zu betreuen.“ Immerhin nannte sie mir zwei Großhändler. Vielleicht klappt es doch noch mit dem Deal.

Montag, 24. September 2007

Bukowski, Olympia Press und die entscheidende Frage: auf oder zu?

„Macht Ihr auf oder zu?“ – so lautete die Standardfrage der meisten Passanten heute. Kein Wunder, war der Laden doch noch voll nicht ausgepackter Bananenkartons und die bereits präsentierte Ware auf einem Schnäppchenpreisniveau (1 Kinderbuch 3 Euro, zwei Kinderbücher 5 Euro), wie man es sonst nur von Ausverkäufen her gewohnt ist. Ob mein Bruder seine Olympia-Press-Originalausgabe von „The Ginger Man“ auch so billig abgeben wird, werden wir morgen wissen. Aber das ist auch nur eine Pretiose in einem Meer von teils recht kuriosen Titeln über Meerschweinchenhaltung, Segeltricks und was sich sonst noch im Buchhandel über die Jahre ansammelt. Aber wenn die Kunden einen bereits am ersten Tag mit Bukowski- und „Außer-Atem“-Poster beschenken, kann es nicht so falsch sein, was man gerade macht... Ah ja, gerade haben sie uns einen weiteren Laden im Univiertel angeboten. Mal sehen.

Sonntag, 23. September 2007

Big, Soft oder Box Opening?

Als erstes habe ich das Big Opening auf unbestimmte Zeit verschoben. Jetzt wird es auch mit dem Soft Opening eher nichts, denn im Grunde werde ich morgen früh aufsperren und ein Box Opening bieten. Mein Bruder Dinu von Buch & Billig International in Frankfurt ist heute mit seinem Transporter und einem angemieteten Anhänger nach München gebrettert und hat die Ladeneinrichtung und erste Bücher für unseren Buchladen geliefert. Aber ausgepackt ist noch nichts. Also werde ich Montag früh um 8.30 Uhr den Laden aufsperren und anfangen, auszupacken, auszupreisen und einzuräumen – aber alles natürlich im geöffneten Laden, und vielleicht finden es manche Kunden gerade schön, in den Bücherkisten zu kruschen und Schnäppchen zu entdecken, bevor sie katalogisiert und bepreist sind. Operation am offenen Herzen nannte ich das früher in ähnlichen Fällen. Schließlich heißt der Laden auch „100 Tage Bücher“ – der Countdown läuft, und als Geschäftsmann habe ich keine Stunde zu verlieren.

Samstag, 22. September 2007