Samstag, 14. Dezember 2024

Traueranzeigen für Dinu Popa


 


Samstag, 7. Dezember 2024

R.I.P. Dinu Popa

Mein Bruder, der Frankfurter Buchhändler und Verleger Dinu Popa ist vorgestern Vormittag nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren gestorben. 

In Paris am 3. Oktober 1952 geboren, wuchs Popa als Displaced Person rumänischer Herkunft in München auf, bevor er nach Frankfurt am Main zog. Seit 2010 betrieb er in der Eckenheimer Landstraße 352 die Buchhandlung CAMP. Bücher & Espresso. Davor viele Jahre die Buchhandlung Buch & Billig in der Berger Straße 122, die zeitweise auch als Librairie Française diente. 

In den 2000er-Jahren präsentierte er sich außerdem in München auf meine Initiative hin wiederholt unter dem Namen 100 Tage Bücher mit einer Pop-up-Buchhandlung für vergriffene Titel aus aller Welt, für „Absurdes, Komisches und Vergessenes“ (BuchMarkt). Mit diesen Büchern handelte er auch weltweit online. 

Als Verleger veröffentlichte er im von mir übernommenen Popa Verlag unter anderem Enrique Vila-Matas („Dada aus dem Koffer – Die verkürzte Geschichte der tragbaren Literatur“, „Ein Haus für immer – Memoiren eines Bauchredners“), Cecilie Løveid („Dame mit Hermelin“), Lars Saabye Christensen („Yesterday“), „Barbie – Ihr Leben & ihre Welt“ von BillyBoy* und „Das Handbuch der Holographie – Wie mache ich Hologramme selber?“ 

Die Münchner Abendzeitung schrieb über meinen Bruder: „Die Welt ein ästhetisches Phänomen. Der Blick fällt auf Luxus und die Kunstmäßigkeit eines Gegenstands, einer Erscheinung. In dieser Welt lebt und arbeitet Dinu Popa. Die sechs Lizenz-Ausgaben, die seit 1986 jährlich in seinem Kleinverlag erscheinen, sollen exklusive Freude bereiten. Und die fängt bei der Gestaltung der durchgestylten Bände an.“ 

Das Konzept seiner Buchläden beschrieb er dagegen gegenüber dem Börsenblatt: „Es sieht aus wie in Rumänien.“ Das Zitat stammt ursprünglich von unseren Bruder Dan, der so – nicht freundlich gemeint – bei seinem ersten und einzigen Besuch der 100 Tage Bücher den Laden beschrieb. Dinu und ich münzten diesen vermeintlichen Diss offensiv um und nutzten ihn gern zur Selbstcharakterisierung.

Eine Version dieses Textes erschien online im „BuchMarkt“.
Stefan Haucks Nachruf im „Börsenblatt des deutschen Buchhandels“.
Ein paar ungeordnete Gedanken und Erinnerungen anläßlich des Todes meines Bruders Dinu Popa (nichts für Empfindsame und wahrscheinlich to much information).
Der Nachruf des Literaturagenten Markus Michalek (AVA) auf meinen Bruder.
Christel Hildebrandt, die für den Popa-Verlag Lars Saabye Christensens Roman „Yesterday“ übersetzt hat, erinnert an den Buchhändler und Verleger Dinu Popa.
Die Trauerfeier findet am 10. Januar um 14 Uhr in Frankfurt-Eckenheim statt.
(Foto: Peter Eising)

Sonntag, 3. März 2024

R.I.P. Willi Johanns

R.I.P. Willi Johanns. Einer unserer treuesten Stammkunden mit einem Faible für Bücher über Folter, Mörder und die Todesstrafe. 

Im „Spy Magazin“ habe ich ihn 2009 als „Der Sammler“ beschrieben: „Er riecht gut, nach Offizier und Gentleman und Knize Ten, trägt einen Oberlippenbart und ist auch sonst nicht von dieser Welt, entstammt vielmehr dem Kosmos Aubrey Beardsleys und der Münchner Secession. Stundenlang vermag er sich über Erstdrucke und Erotica auszulassen, sich selbst dabei sein liebster Zuhörer, und jedes Mal, wenn ich ihn durchs Akademieviertel streifen sehe und wieder ein Jahr verstrichen ist, nehme ich mir aufs Neue vor, ihn mit all seinen Schätzen und Anekdoten in einen Videopodcast zu bannen, wohl wissend, dass die Magie dann dahin wäre und er seinen Reichtum niemals mit einem Kameraobjektiv teilen würde, aber gern mit einer Zufallsbekanntschaft auf der Straße.“