Michael Krüger habe ich schon immer für ein Arschloch gehalten. Ohne den geringsten Zweifel. Dennoch ist es schön, es schwarz auf weiß bestätigt zu bekommen und auf fast einer ganzen Seite in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ von heute (derzeit nicht online) seinem Messe-Tagebuch zu entnehmen, wie selbstverliebt, wehleidig und spießíg der Chef des Hanser-Verlags ist. (Einen kurzen Moment hatte ich zwar den Verdacht, das Ganze sei ein satirischer Text von Maxim Biller, der sich über Krüger lustig machen will, aber die Realität ist manchmal bösartiger als jede Häme.)
„Alles immer noch grün, kein Baum stirbt, es sei denn, weil ihm die Äpfel zu schwer werden. Die Umweltkatastrophen scheinen Deutschland nicht zu mögen, gottseidank - oder: Gott sei Dank. Wenn man die Windräder und einen guten Teil der Architektur aus dem Blickfeld schaffen könnte, wäre Deutschland das schönste Land der Welt. Wo sonst gibt es so viele schöne Rüben?(...)
Die Welt hinter Würzburg: ein einziges Paradies! Warum wohnt hier kein Schriftsteller? Alle hocken in Berlin aufeinander und öden sich an - während sie hier zum halben Preis mit Reh und Hase Freundschaft schließen könnten. - So, jetzt hebe ich meinen Mehdorn-Kaffee-Becher zur Erinnerung an O. M. Ungers und Walter Kempowski - zu deren Beerdigungen ich nicht gehen kann(...)
Die große Meute zieht mit ausdruckslosen Augen an den Schönheiten unseres Standes vorbei. Mit letzter Kraft wird ein Prospekt gegriffen und in die große Tasche gestopft - die später am Ausgang ungelesen in eine große Tonne versenkt wird. Aber die Kekse, die ausliegen, gehen weg wie Butter. Ist der Magen gefüllt, geht man weiter zum nächsten Stand.(...)
Nobelpreis an Doris Lessing, ihr 'Notebook' hat mich vor dreißig Jahren interessiert. Und wir haben eine achtbändige Lessing-Ausgabe, für die sich auf der Messe keiner interessiert hat.“
Sonntag, 14. Oktober 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
4 Kommentare:
Ist doch gar nicht so uninteressant, was Krüger da schreibt. Was hast Du gegen ihn?
Am besten sieht man es am Lessing-Zitat: Einerseits hält er sie selbst für eine olle Kamelle, beschwert sich aber zugleich weinerlich, daß sich keiner für die von ihm verlegte Ausgabe interessiert.
Dann dieses aufgesetzte Loblied auf die Provinz und die Rummäkelei an die Berliner Großstadtddichter, dabei würde Krüger ohne sein Münchner Netzwerk, die Abende im Schumann's es auch nicht aushalten.
Anstatt sich für den Messestand ein anderes Konzept auszudenken, bietet er halt auch Kekse und Prospekte an und ergeht sich dann in Publikumsbeschimpfung.
Und dann dieses Deutschland-ist-schön-Gesülze, weil einer mal mit dem Zug nach Frankfurt fährt und sich dann aus der Voyeurspersepktive mit der Umwelt beschäftigt. ja, wenn diese dummen Windkraftwerke nicht wären, die seinen Blick aus dem ICE (1. Klasse?) verstellen.
Gar nicht erst zitiert habe ich seine Ausführungen zum Deutschen Buchpreis, den natürlich nur die drei von ihm verlegten kandidaten verdient hätten, aber nicht Julia Franck, aber das Leben ist ja so böse und ungerecht...
Danke für die detaillerte Antwort.
Wer ist schon glücklich mit Doris Lessing als Literaturnobelpreisträgerin?
Ich glaube, Botho Strauß lebt auf dem Land.
Mit seiner Abneigung gegen Julia Franck als Deutscher Buchpreisträgerin steht Krüger nicht allein da.
Ich halte ihn auch für durchaus mehrheitsfähig ;-)
Kommentar veröffentlichen